(Ein Text aus 2005)
Guten Tag.
Lass mich raten. Du bist das Kind deiner Eltern. Richtig? Dachte ichs mir doch! Du fühlst dich misshandelt und malträtiert- gut, übertreiben wirs nicht - sie nerven dich. Richtig? Sie lassen dir keinerlei Privatsphäre und tun so, als seien sie deine beste Freundin, bzw dein bester Freund, indem sie sich völlig belanglos für deine Musik interessieren, dir sagen, du könntest ihnen alles erzählen und urstplötzlich MTV ''cool'' finden. Sie missbrauchen deine Sprache für spezifische Begriffe, von denen sie keine Ahnung haben. Sie zeigen dir deutlichst, dass deine Couch sehr gemütlich ist und finden es schade, dass du selbst in deinem Bett schlafen willst. Der Aschenbecher deiner Eltern steht bereits auf deinem Schreibtisch, der selbst noch über Nacht einen wohligen Gestank in deinem Zimmer verbreitet, der dir weitestgehend den obligatorischen Schlaf raubt. Du siehst aus diesem Grunde morgens aus wie deine Mutter in 20 Jahren, sodass sich zumindest in diesem Zustand der Wille und Wunsch deiner Eltern erfüllt. Du schminkst dich also mit dem Make-Up, das du dir auf Langzeitvorrat angelegt hast. Bei dem Kauf war dir völlig egal, ob du männlich oder weiblich bist, du hast einfach den dunkelsten Ton genommen, um dein wasserstoffweißes Gesicht etwas lebendiger wirken zu lassen. Du gibst dir also alle Mühe mit dem Auftragen und gehst seit einiger Zeit schon wie eine Strandschrappe in die Schule, die beim Sonnen eingeschlafen ist. Als du eines Tages nach Hause kommst bemerkst du, dass dir deine Mutter wieder einmal sehr ähnlich sieht. Sie wird von nun an dein Make-Up mit dir teilen. Als du in dein Zimmer gehst, um die Schultasche abzustellen, die dich schon seit Wochen in die Knie zwingt, bemerkst du eine schnarchende Person auf deinem Sessel und einen lauten Fernseher, der wohl oder übel deiner ist. Fußball. Du magst Fußball nicht. Zumindest kannst du den Verein deines Vater nicht leiden und machst den Fernseher aus. Knurrend stellt sich das behaarte Wesen auf, schreit dich an un schickt dich aus deinem Zimmer. Du wirst dich also die nächsten 10 Minuten damit beschäftigen, auf Nahrungssuche zu gehen, um deinen Frust abzuarbeiten. Du denkst an das Brot mit Nutella, das du heute Morgen aus Gründen der Müdigkeit zu Hause liegen gelassen hast. Deine Mutter steht plötzlich hinter dir und grinst dich mit braunen Zähnen an.
Du willst dich an deinen Eltern rächen.
Wenn du diese Tipps befolgst, wirst du bald schon keine Probleme mehr mit deinen vermeidlichen Eltern haben.
-Suche dir einen Tag aus, an dem du mit deiner Rache beginnen möchtest. Besonders geeignet sind Samstage.
-Lege dich zum Schlafen in das Bett deiner Eltern.
-Wenn der Wecker deines Vater zeitig zur Arbeit klingelt, stelle ihn aus.
-Freue dich.
-Nimm den Zipfel einer beliebigen Decke und benutze es als Taschentuch. Wende dabei ausreichend Lärm an.
-Wenn deine Eltern sich bewegen, stelle dich tot.
-Lasse dich nun von deinen Eltern begutachten und freue dich über ihre Gesichter, die du sowieso nicht siehst.
-Warte, bis dein Vater aufgestanden ist.
-Gehe in die Küche und iss sein Frühstücksei, während er sich im Bad über deine Gesichtslocion hermacht.
-Wenn du mit Essen fertig bist, gehe ins Bad, denn er braucht offensichtlich zu lange.
-Setze dich auf's Klo und lass dir bei was auch immer zusehen.
-Stelle dich neben deinen Vater vor den Spiegel.
-Genieße den Gesichtsausdruck deines Vaters und bedanke dich für das Ei. Erwähne jedoch, dass es hätte ein wenig weicher sein können. Nehme seine nicht ausgesprochene Entschuldigung keinesfalls an.
-Greife nach seiner Zahnbürste und mach sie für dich fertig.
-Wenn er dich darauf aufmerksam macht, reiße deine Augen auf und lasse die Zahnbürste vor Schreck ins Klo fallen.
-Wenn er dich darum bittet, sie dort raus zu holen, spreche auf deinen nicht vorhandenen Kreislauf an und erwähne, dass du dich nun hinsetzen musst, weil DAS einfach zu viel für dich war.
-Du gehst in die Küche und setzt dich auf seinen Platz. Nun wartest du, bis dein Vater aus dem Badezimmer kommt.
-Lasse dir Zeit.
-Er kommt nun etwas verstört aus der Tür und bemerkt, dass er hätte seit 5 Minuten im Büro sein sollen.
-Lächle ihn an, während er dich gedanklich erwürgt.
-Versuche, seine inneren Monologe nach außen zu kehren.
Herzlichen Glückwunsch! Du hast es geschafft! Deine Eltern werden vom Wunsch deine besten Freunde zu sein ablassen. Zumindest dein Vater.....
Bei deiner lieben Mutter geht das ähnlich.
-Sobald du bemerkst, dass dein mit dem Auto deiner Nachbarn zur Arbeit gefahren ist, schleiche dich zurück ins Haus und lege dich nochmals in das Bett deiner Eltern.
-Wünsche deiner Mutter EINEN GUTEN MORGEN.
-Mache das Radio an und lasse WDR 4 laufen.
-Wenn sie dir knurrend befehlt die Schnulzenmusik auszumachen, sage ihr, dass du jetzt auf die Musik stehst und von Metal die Schnauze voll hast.
-Du lachst.
-Wenn sie dich fragt wieso du lachst, mache ihr klar, dass du lediglich glücklich bist.
-Stehe auf und springe zu Wolfgang Petry auf ihrem Bett herrum.
-Sie will das nicht. Du aber. Sie aber nicht. DU ABER!
-Sie wird ihren Körper nun in die Horizontale bringen, um dich durchzurütteln.
-Du lehnst dankend ab und rennst ins Badezimmer.
-Sie rennt dir hinterher und bemerkt das Chaos.
-Du hast natürlich nicht daran gedacht,das Wasser abzustellen... du erinnerst dich zugleich an den Herd, der ebenfalls noch an ist.
-Deine Mutter gerät in Panik und erkundigt sich nach deinem Vater, der vor nicht all zu langer Zeit laute Geräusche von sich gegeben hat.
-Du erzählst ihr, was passiert ist.